12.04.2020
Michael Altenburg

Pfarrer und Komponist in Tröchtelborn

    Im 15. und 16. Jahrhundert erfuhr die Musik eine Renaissance. Auch in Deutschland erlebte die Musik

    vor Beginn    des 30-jährigen Krieges eine Blütezeit. Vorwiegend in sächsischen und thüringischen Städten

    und Dörfern entstanden  Kantoreien, die mit ausgebildeten Instrumentalisten und Sängern besetzt waren.

     Einer der bedeutendsten Musiker und Komponisten in Mitteldeutschland  war Michael Altenburg.  

     Er wird neben Heinrich Schütz, Johann Hermann Schein, Samuel Scheidt oder (Michael Prätorius) 

    als führender Musiker seiner Zeit genannt.

 

Michael Altenburg wird am 27. Mai 1584 als Sohn in Alach geboren. Schon mit 14 Jahren studiert er an der Universität in Erfurt Theologie.  Er war sehr fleißig, so dass er mit 18 Jahren das Examen besteht und die Magisterwürde erhält. Noch während seines Studiums übt er eine Lehrtätigkeit  an der Regler-Schule aus und wird als  Kantor an die Andreaskirche berufen. Gleichzeitig ist er Lehrer an der Andreas-Schule, heiratet im Alter von 24 Jahren Katharina Beyer und  wird 1607 Rektor der Andreas-Schule. In diese Zeit beginnt sein musikalisches Schaffen. Bereits 1608 legt er eine Komposition für den Grafen von Schwarzburg zum Druck vor. Nachdem er die Lehrertätigkeit  durchlaufen hat, wird er 1609 zum Pfarrer in die Gemeinden Ilversgehofen und Marbach berufen und wechselt 1611 in den kleinen Ort Tröchtelborn. Er wohnt in dem 1587 neben der Kirche erbautem Pfarrhaus, wirkt in der Doppelfunktion eines Pfarrers und Kantors und schreibt hier die meisten seiner Werke. Die Tröchtelborner waren sehr stolz auf ihren musikalischen Pfarrer.

Zeugnisse seines Schaffens sind Kirchen- und Hausgesänge, Hochzeitsstücke, Weihnachtskompositionen, Musikstücke zum Jahreswechsel sowie Motetten. 1612 erhält die Tröchtelboner Bonifatius Kirche eine Orgel. Altenburg führt seine Kompositionen selbst auf und lässt den Schulkinderchor mitsingen.  Sein Ruf als Komponist festigt sich über die Grenzen Thüringens hinaus.

Als 1618 der 30-jährige Krieg ausbricht, bleibt Thüringen noch verschont. Dennoch sieht Altenburg sich und seine Existenz bedroht. 1621 zieht er es vor, in Sömmerda zu wohnen und als „Pastor" in der St. Bonifatius Kirche zu arbeiten. Sein Arbeitsfeld in der 2000 Einwohner zählenden Gemeinde ist umfangreicher. Michael Altenburg übernimmt in der Gemeinde alle Taufen, Beerdigungen und Hochzeiten. Er hält alle sonntags- und wochentags Gottesdienste, hört die Beichte und besucht Kranke. Er verwaltet die kirchlichen Gebäude, führt die Kirchenbücher und
den Schriftwechsel mit den Behörden in Erfurt. Zudem ist er Schulinspektor an den Schulen der Bonifatius Gemeinde. Das Amt des Kirchenmusikers an der Sömmerdaer Bonifatius Kirche
übt ein akademisch ausgebildeter Kantor aus. So hat Altenburg in Sömmerda weder Zeit noch Anlass zum Musizieren und Komponieren. 
1622 erreicht der Krieg Thüringen. Zehn Jahre später verstärken sich die Kriegsunruhen. Altenburg wird von den Soldaten persönlich angegriffen und bedroht.  Er flüchtete 1637 mit der Hinterlassung all seines Vermögens nach Erfurt und lebte dort anfangs sehr kümmerlich. Dort lebt Michael Altenburg zunächst ohne Amt in seiner früheren Gemeinde St. Andreas. Er beginnt wieder zu komponieren und schreibt zwei Trauerstücke. Im Juni 1637 stirbt seine Ehefrau. Im August übernimmt er die Stelle des Diakonisten an der Andreaskirche. Ende des Jahres heiratet er die Witwe Martha Quiritz aus Erfurt. Im darauffolgenden Jahr tritt er die 1. Pfarrstelle an der Andreaskirche an und wirkt hier für zwei Jahre. Am 12. Februar 1640 stirbt Michael Altenburg in Erfurt. Nur 3 von seinen 13 Kindern überleben die Eltern. Sein Sohn Michael ist Stadtschreiber und Organist in Sömmerda und komponiert ebenfalls.

Michael Altenburg schrieb Musik, die „mehr auf melodische Erfindungskraft als auf harmonische Wirkung bedacht ist, sie wirkt eher durch die selbstständige Melodieführung der einzelnen Stimmen als durch deren harmonischen Zusammenklang. Dieser wird nicht vernachlässigt und entspricht den musikalischen und ästhetischen Regeln. Die hervorragende Beherrschung der handwerklichen musikalischen Mittel, sowie eine deutliche musikalische Textbehandlung wird ihm bescheinigt."

 

Von Michael Altenburg liegen bisher 14 gedruckte Werke vor.
Es wird angenommen, dass er  auch die Melodie zu „Verzage nicht du Häuflein klein“ 
geschaffen hat.

 

Quellen: Thüringer Neueste Nachrichten, 26. Januar 1988

               TLZ vom 03. November 1990

               Karl H. Schubert: Michael Altenburg 1997